WVZ senkt Schätzung deutlich
Die Schilfglasflügelzikade hat den Rübenbauern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wegen der von ihr übertragenen Krankheiten werden Rübenertrag und Zuckergehalt niedriger als gedacht ausfallen. Die WVZ senkte ihre Schätzung der Zuckerproduktion spürbar. Zugleich bat sie das BMEL um Hilfe. Allein könnten die Zuckerindustrie und das IfZ die drängenden Fragen zur Bekämpfung der Zikade nicht bewältigen.
Die Schilfglasflügelzikade beziehungsweise die von ihr übertragenen Krankheiten SBR und Stolbur haben die Zuckerrübenbauern in Deutschland spürbar Ertrag gekostet. Nach Angaben der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) waren 2023 davon 40.000 Hektar betroffen, in diesem Jahr aber sind es schon mindestens 75.000 Hektar. Das Ergebnis ist ein deutlicher Rückgang des Zuckergehaltes und der zu erwartenden Zuckererzeugung - und das trotz höheren Rübenertrages als im Vorjahr. Noch nie sei ein so deutlicher Rückgang von der zweiten zur dritten Ernteschätzung verzeichnet worden, stellte die WVZ am Dienstag (12.11.) fest.
Sie senkte ihre Schätzung des mittleren Rübenertrages pro Hektar gegenüber Mitte September um 1,6% auf 84,1 Tonnen. Da die Anbaufläche etwas höher veranschlagt wird, leitet sich für die Rübenanlieferung lediglich eine um 1,3% kleinere Menge von knapp 32,53 Mio. Tonnen ab. Allerdings ist der Zuckergehalt der Rüben deutlich niedriger als vor zwei Monaten erwartet: Statt 17,1% wird dieser schätzungsweise nur 16,4% im Schnitt betragen. Das Ergebnis ist eine Zuckerproduktion 2024/25 von 4,64 Mio. Tonnen anstatt der zuvor veranschlagten 4,95 Mio. Tonnen. Im Vorjahr waren flächenbedingt aber nur 4,22 Mio. Tonnen Zucker erzeugt worden.
Laut des WVZ-Vorsitzenden Dr. Stefan Streng ist die Schilfglasflügelzikade die größte pflanzenbauliche Herausforderung "der wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen". Gebraucht werde hier dringend Unterstützung. Die Zuckerwirtschaft und das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) könnten die drängenden Fragen zur Bekämpfung der Zikade nicht allein bewältigen, erklärte Streng. Benötigt werde dringend Unterstützung der Forschungsarbeiten durch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL).
Zudem seien für eine effektive Bekämpfung der Zikaden reguläre oder übergangsweise Notfallzulassungen für Insektizide sowie die Erlaubnis zur fruchtartenübergreifenden Bekämpfung der Schädlinge notwendig. Der GLÖZ-Standard zur Mindestbodenbedeckung muss laut Streng für von Bakteriosen betroffene Regionen angepasst werden, um Schwarzbrachen als Methode zur Nahrungsunterbrechung der Jugendstadien der Zikaden zuzulassen und somit deren Population zu reduzieren. AgE