Impfen statt präventives Töten

|   news

Ein Umdenken in der Tierseuchenbekämpfung mahnen die Bundestierärztekammer und der Bundesverband für Tiergesundheit an. Sie fordern ein Ende der präventiven Tötung gesunder Tierbestände bei Ausbrüchen. Diese erscheint ihnen aus mehreren Gründen "nicht mehr zeitgemäß". Stattdessen plädieren beide Verbände für Impfungen, die erleichtert und gefördert werden sollten. Auch die Ernährungswirtschaft wird in der Pflicht gesehen.

Ein Umdenken in der Tierseuchenbekämpfung fordern Tierärzte und Pharmaunternehmen. Aus Sicht der Bundestierärztekammer (BTK) und des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT) sollte mit dem bisher etablierten System der präventiven Tötung gesunder Tierbestände im Falle von Ausbrüchen Schluss sein. Dieses "erscheint aus Gründen des Tierschutzes, aber auch aus Gründen von Nachhaltigkeit und Ernährungssicherung, nicht mehr zeitgemäß", heißt es in einem Positionspapier beider Verbände, das sie am Montag (25.11.) vorgelegt haben.

BTK und BfT fordern darin, dass "Impfungen als ein bedeutendes Instrument in strategischen Ansätzen zur Bekämpfung von Tierseuchen sowie neu auftretenden Infektionskrankheiten zu verankern" sind. Moderne Impfstoffe seien sehr effektiv und zeichneten sich durch hohe Sicherheit aus. Das EU-Recht ermögliche es durchaus, im Fall von Tierseuchenausbrüchen Notimpfungen durchzuführen.

Es hat sich laut BTK und BfT gezeigt, dass Impfungen erschwert werden. Kontroll- und Tilgungsstrategien, aber auch Handelshemmnisse in Bezug auf geimpfte Tiere oder frisches Fleisch und Fleischerzeugnisse nähmen dabei entscheidend Einfluss. In Deutschland mache zudem die föderale Struktur die Tierseuchenbekämpfung besonders komplex.

Beide Verbände geben zu bedenken, dass die Vorlaufzeit für die Herstellung von Impfstoffen rund vier bis fünf Monate betrage, sodass eine plötzliche, unerwartet hohe Nachfrage bei Ausbruch einer Tierseuche eine besondere Herausforderung darstelle. Ein klares Signal der zuständigen Ministerien und Behörden für die Nutzung von Impfstoffen bei der Bekämpfung würde eine zeitnahe Bereitstellung der Impfstoffdosen erleichtern und die Forschung nach geeigneten Impfstoffen stimulieren. Zudem sind in Deutschland laut BTK und BfT Strukturen für schnellere Entscheidungen zu schaffen.

Die Erkenntnisse bisheriger Seuchenzüge müssten dringend in einem konstruktiven Ansatz zur Tierseuchenbekämpfung in Deutschland und Europa umgesetzt werden, mahnen BTK und BfT. Die Impfung müsse dabei ihren festen Platz als eine der möglichen Maßnahmen einnehmen. Dies habe bereits 2010 ein Expertengutachten der EU-Kommission formuliert.

Nicht zuletzt müsse auch die Ernährungswirtschaft die Sicherheit moderner Impfstoffe anerkennen und ihrer Verantwortung bei der Vermarktung des Fleisches geimpfter und auf Erreger getesteter Tiere gerecht werden. Die Unbedenklichkeit von Fleisch und Produkten geimpfter Tiere sollte durch alle Beteiligten an die Verbraucher kommuniziert werden. AgE

Zurück